Zuletzt aktualisiert am 31. Mai 2019 by Christa
Nachdem wir unser Expeditionsmobil „Big Ben“ erworben hatten und die ersten Testfahrten hinter uns hatten, ließen wir ihn in einer Werkstatt begutachten. Eigentlich wollten wir das Fahrgestell untersuchen lassen, doch es kam das böse Erwachen. Statt am Fahrgestell, das mehr als 25 Jahre und 250.000 KM auf dem Buckel hatte, zeigte man mit dem Finger auf einen Riss der unteren Kante unserer Wohnkabine. Was Ormocar damit zu tun hatte? Sie haben uns gerettet.
Der Boden der Wohnkabine löst sich!
Unsere Kabine reißt langsam vom Rahmen bzw. der Boden begann auszubrechen. Anzeichen, die wir beim Kauf irgendwie übersehen hatten, weil wir nicht wussten, worauf wir achten wussten. Wir waren erschrocken. Erstarrt. Was nun? Würden wir unseren Aufbau verlieren?
Wir bekamen gezeigt, wo das Problem lag: der Zwischenrahmen, eine zu schwergängige Dreipunktlagerung, war zu steif für eine GFK-Konstruktion. Einen Shelter würde der Zwischenrahmen problemlos tragen, ohne dass dieser Schaden nahm, aber eine GFK-Kabine konnte die Kräfte nicht abfangen, die bei einer Geländefahrt einwirkten. Außerdem fehlten bei der GFK-Kabine ausreichend dimensionierte Winkel zur Stabilisierung an der Unterseite der Wohnkabine.
Was nun?
Die Kabine musste unten mit ausreichend großen GFK-Winkeln verstärkt werden. Der Zwischenrahmen musste beweglicher werden – am Besten würde man also die Kabine abnehmen, mit GFK-Winkeln nachrüsten und einen neuen Zwischenrahmen bauen.
WAS? Kabine abnehmen? Wo sollen wir das tun? Wir haben nicht mal eine Garage!
Unsere Rettung: Ormocar?
Wir fragten uns ein wenig herum und bekamen die Gelegenheit, Big Ben bei Ormocar unter die professionelle Lupe nehmen zu lassen. Ormocar baut selbst seit vielen Jahren Expeditionsmobile auf unterschiedlichen Fahrgestellen auf und hat entsprechend viel Erfahrung. Und was fast genauso wichtig wie Erfahrung ist: Ormocar hat auch den entsprechenden Platz und die richtige Ausrüstung.
Nachdem unser Mobil vor Ort über eine Stunde inspiziert wurde, kam die erleichternde Antwort: nicht schön, aber alles noch reparabel. Das Angebot von Ormocar war verlockend: sie reparieren unser Mobil, aber es würde eine unbestimmte Zeit dauern. Da wir für den Winter sowieso noch keinen Stellplatz hatten, konnte Big Ben getrost auch einige Monate bei Ormocar auf dem Hof bzw. in der Werkstatt stehen. Also übergaben wir kurz darauf das Fahrzeug und übten uns in Geduld.
Wieder Mobil und Geländegängig – dank Ormocar
Ormocar rettete unserem Big Ben das Leben, indem einige Notoperationen durchgeführt wurden:
- neuer Zwischenrahmen – jetzt haben wir eine Vierpunktlagerung
- neue Ersatzradhalterung
- neuer Batteriekasten für die LKW-Batterien
- GFK-Winkel wurden komplett nachgerüstet in ausreichender Dimensionierung (wir haben hier extra nochmal eine Nummer größer gewählt wie eigentlich benötigt.)
- eine ordentliche (und endlich dichte) Verbindung von der Wohnkabine zur Fahrerkabine wurde hergestellt
Im November hatten wir unser Fahrzeug abgegeben. Im März konnten wir es dann endlich wieder abholen.
Ursprünglich sollten ja nur die GFK-Winkel unten am Rahmen nachgerüstet werden. Doch an verschiedenen Stellen hatten sich bereits Risse und Ablösungen gezeigt. Ormocar hatte nach dieser Erkenntnis die vorhandenen GFK-Winkel entfernt und festgestellt, dass diese zu klein dimensioniert waren und bereits durch die Kräfteeinwirkung im Gelände begannen, sich abzulösen. Also wurden im Zuge des Aufenthalts bei Ormocar rund um die Kabine große neue Winkel angebracht.
Weiter geht’s – jetzt mit besserem Gewissen
Wir wissen nicht, was wir ohne das tolle Team von Ormocar gemacht hätten. Besonders dem Geschäftsführer, Herrn Peter Kuhn, sind wir zu Dank verpflichtet. Er hat sich für uns und unser Sorgenkind unendlich viel Zeit genommen und uns auch für unser weiteres Vorhaben viele nützliche Hinweise und Hilfestellungen gegeben. So haben wir jetzt eine komplett von Ormocar verklebte Wohnkabine.
Dieser „Zwischenfall“ hat uns zwei Dinge gelehrt:
- wir würden nicht wieder ohne weiteres ein gebrauchtes Mobil kaufen, wenn wir nicht wissen, dass es von einer Fachfirma mit jahrelanger Erfahrung gebaut wurde
- Egal wie düster es manchmal aussieht, mit dem richtigen Partner lässt sich viel wieder richten, was auf den ersten Blick aussichtslos erscheint.
Nun haben wir die gröbsten Dinge erledigt, der Steyr ist wieder fahrtüchtig und wir brauchen keine Angst zu haben, dass er uns auseinander fällt. Nun können uns wieder unseren eigenen Projekten widmen und Big Ben zu unserem perfekten Wegbegleiter weiter ausbauen.
Für den weiteren Um- und Ausbau haben wir uns das Buch von Ulrich Dolde geholt. Hier haben auch viele hilfreiche Tipps für die Fahrzeugwahl dabei gestanden. Etwas geärgert haben wir uns schon, dass wir dies nicht früher gekauft haben.
- Wohnmobile selbst ausbauen und optimieren: 1000 Tipps und Tricks für alle Wohnmobil-Selbstausbauer und Wohnmobil-Optimierer
- Produktart: ABIS BOOK
- Marke: Dolde, Ulrich
Hallo zusammen,
hört sich gut an. und von wem war jetzt die Originalkabine?
Wir sind gerade in der Entscheidung und könnten so zumindest einen ausklammern. 🙂
Pius
Hallo Pius,
nein, das war auch nicht gut. Und teuer. Also schaut euch gut an, was ihr kauft 😉
Wir haben den Steyr von Privat gekauft und unser Vorbesitzer hat angeblich die Kabine zusammen mit einem erfahrenen Bootsbauer selbst gebaut. Da er eine Firma hat, die mit Expertise im Bau von Expeditionsmobilen warb, haben wir geglaubt, dass er Erfahrung hat und weiß, was er macht. Hatte er aber nicht und nach diesem Vorfall hat er sämtliche Infos zum Thema Bau von Expeditionsmobilen von seiner Seite genommen.
Das hat uns gelehrt, dass man bei Kauf von Privat doppelt aufpassen muss.
Aber Ormocar hat alles wieder gut repariert und jetzt passt alles. Gott sei Dank konnten die uns helfen.
Generell kann ich die Firma sehr empfehlen. Der Chef ist mit Herz und Seele dabei, supernett und hilfsbereit.
Liebe Grüße und ein schönes Restwochenende
Christa
Nehmt mir bitte nicht übel, wenn ich Einspruch erhebe. Der Zwischenrahmen war nicht „zu steif“, sondern eben nicht steif genug. Es ist gerade die Aufgabe des Zwischenrahmens, unbeweglich zu sein, sich eben nicht zu verwinden, damit die GFK-Kabine keine Kräfte aufnehmen muss. (Ein Shelter kann das eher, deswegen kann sein Zwischenrahmen weniger Festigkeit besitzen.) Verwinden sollen und können muss sich der Fahrzeugrahmen, sonst kann man nicht im Gelände fahren. Die Entkopplung beider Rahmen erfolgt über die Verbindung beider Rahmen, von der es verschiedene Arten gibt. Diese Verbindungen leiten keine oder nur geringe Verwindungskräfte in den Zwischenrahmen, die dieser steif aufnehmen können muss. Auf diese Weise werden in die Kabine selbst keine Vewindungskräfte eingeleitet. Die wichtigsten Arten der Aufhängung sind die Dreipunkt-, die Vierpunkt- und die Federlagerung. (Website noch in Planung! Alles Gute und beste Grüße!
Hallo Armin, du hast natürlich recht. Der Zwischenrahmen war nicht steif genug und gleichzeitig hat die vorhandene Lagerung nicht funktioniert.
Ich habe zufällig einen TV Beitrag über Ormocar gefunden und mehrfach etwas im Hintergrund gesehen was euch interessieren könnte falls ihr es noch nicht kennt: https://youtu.be/cHXFa0T8WNY – Da wird auch zischendrin von einem anderen Fahrzeug berichtet.
Liebe Grüße, Werner – und bleibt gesund
Moin Werner,
ja, da steht tatsächlich unser Ben 🙂
Peter Kuhn hatte uns erzählt, dass das Kamerateam immer wieder zum filmen kommt, während unser Mobil „geheilt“ wird.
Danke für den Link und bleib auch du gesund.
Liebe Grüße Christa
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